Gedichte, Zitate, kluge oder nachdenkliche Zeilen aus der Betrachtung der Dinge, aus eigener oder fremder Feder, Geschichten aus der Mitte des Lebens zum Innehalten und Bewusstwerden, Poesie aus dem Augenblick heraus ein Gedanke, eine Ahnung, erkennbar in Sekundenbruchteilen:
Mehr Fragen als Antworten, niemals zweifelsfrei, auf der Suche nach Sinn und Bestimmung die wahren Geschichten finden, süchtig nach dem Leben selbst.
"Alle meine Gedichte sind Gelegenheitsgedichte, sie sind durch die Wirklichkeit angeregt und haben darin Grund und Boden." (Goethe)
Texte aus fremder Feder sind mit dem jeweiligen Verfasser gekennzeichnet. An dieser Stelle ist auch der eine oder andere Songtext zu finden.
Out of the blue (Songtext SECRET MESSAGES) Dezember 2015
1. Out of the blue the riot began.
I thought I was safe, but the ragtag goes strong.
They burned all the bridges, the bridges behind.
I´ll take no refusal, don´t get me wrong.
Ref. No turning back, they scorched the land
my homeland is mined, together we stand
break down the fence, please give me your hand.
please give me your hand.
please give me your hand.
2. Do you know my past, do you understand.
Can you imagine, how brute force demand.
When no one is safe, no chance to survive.
So when all the evil you all nights relive.
3. So tell me my friend, who´s suspect, who´s prey?
Are we background actors in this hellish play?
Please open your mind, do you realize?
It's time to break silence, we all pay the prize.
Sinngemäße Textübersetzung ins deutsche:
1. Der Aufruhr begann aus heiterem Himmel.
Ich dachte ich wäre sicher, aber der Pöbel wurde immer stärker.
Sie brachen alle Brücken hinter mir ab.
Ich werde nicht zurückweichen, versteh´ mich nicht falsch.
Ref. Kein Schritt zurück, sie verbrannten das Land (die Erde)
Meine Heimat ist vermint, wir müssen zusammenstehen.
Reißt die Zäune ein, bitte gib mir deine Hand,
bitte gib mir deine Hand,
bitte gib mir deine Hand.
2. Kennst du meine Geschichte, kannst du mich verstehen?
Kannst du dir vorstellen, was brutale Gewalt mit dir anstellt?
Wenn nichts mehr sicher ist und du keine Chance zum Überleben hast.
Und wenn du all die Grausamkeiten nachts wieder und wieder erlebst?
3. Was denkst du, Freund, wer sind die Täter, wer sind die Opfer?
Vielleicht sind wir alle Statisten in einem höllischen Spiel?
Bitte öffne Deine Sichtweise, kannst du es nachvollziehen?
Es ist an der Zeit, das Schweigen zu brechen, wir alle haben den Preis zu bezahlen.
Josef.
Die drei Worte, die sie leise aber deutlich vernehmbar sprach, zogen Josef augenblicklich den Boden unter den Füßen weg. "Ich bin schwanger."
Bis zu diesem Moment war er so glücklich und hoffnungsvoll gewesen, viele Jahre hatte er nach einer Frau gesucht, die eben nicht so war wie die meisten anderen, eine junge Frau, die klug und sanft war, eine Partnerin, mit der er sein ganzes Leben teilen wollte.
Er hatte vor vielen Monaten Maria erstmals getroffen und sie als die Frau kennengelernt, die seinen Idealen so nahe kam. Josef war ein vorsichtiger Mensch, ein nachdenklicher Typ und stets dabei, kluge Entscheidungen zu treffen statt sich spontanen und wirren Ideen hinzugeben, die er vermutlich später bereuen würde. Auch hielt sich Josef an die herrschenden moralischen Regeln, fest davon überzeugt, dass wenn sich der einzelne Mensch mit seinem Verhalten außerhalb der schützenden Gemeinschaft stellte, dies unweigerlich zu Problemen führen musste. Auch aus diesem Grund wartete er - wie es halt üblich war - die geplante, gemeinsame Heirat ab, bevor er mit Maria schlafen würde. So erwartete das seine Familie von ihm. Das akzeptierte er.
Und nun das. Er fühlte sich betrogen und verraten von eben jenem Menschen, dem er über alle Maßen vertraute und auf dem all seine Zukunftshoffnungen lagen. Wie konnte sie ihm das antun, und was sollten diese albernen Ausflüchte, dass sie es sich selbst nicht erklären konnte, wie es passiert sei und dass sie eine Vision gehabt habe. Wenn sie ja wenigstens alles zugegeben und Reue geübt hätte, ihm den Namen des verantwortungslosen anderen Mannes genannt hätte. Aber auch das hätte ja nichts mehr genutzt, es tat so weh, sie hatte mit diesen drei Worten ihre gemeinsame Zukunft getötet.
Nein, es war für ihn ganz und gar ausgeschlossen, Maria gegenüber jemals wieder so etwas wie Zuneigung und Respekt zu empfinden. Zwar hatte er seiner Verlobten noch nicht offiziell den Laufpass gegeben. Er verspürte mehr Trauer als Hass in sich. Wie sollte er sich nun verhalten? Trotz der empfundenen Verletzung wollte er nicht, dass seine untreue Verlobte im Dorf in Schande leben sollte, er hätte dies auch als seine eigene Schande empfunden. Das Beste war, weit entfernt einen neuen Anfang zu machen, das alles hier zu beenden. Zimmerleute wurden überall gebraucht. Wo auch immer seine Zukunft liegen würde, sie konnte nicht hier sein, je weiter entfernt von dieser schlimmen Geschichte, desto besser, dachte er.
Er sah an diesem späten Abend aus dem Fenster seines Zimmers. Sein Blick schweifte zum Horizont, auf dem die Abendsonne immer schwächer wurde und lange Schatten in die Gassen warf. Ein Neuanfang, das war es, was er wollte. Und doch fürchtete er sich davor, alle Brücken hinter sich abzubrechen, seine Verlobte zu verstoßen. Konnte er sich so in Maria getäuscht haben? Er wusste weder ein noch aus, sein sehnlichster Wunsch war es, dass am nächsten Morgen alles wieder so wie sein würde wie zuvor.
"Josef!"
Noch niemals zuvor hatte er seinen Namen in dieser Weise gehört. Eine Stimme, weich und warm, leise, aber in höchsten Maße unmittelbar und durchdringend, in einer Klarheit, die jeden Zweifel unmöglich erscheinen ließ. Er vernahm seinen Namen mit einer Stimme, die ihm jede Ausflucht verbot, die ihn trotzdem nicht ängstigte, weil sie so gar nichts Bedrohliches hatte. Eine Stimme, nicht von dieser Welt.
Er blickte sich langsam um, in die Richtung, aus der er seinen Namen soeben vernommen hatte. Auf der Bank vor ihm saß eine Gestalt, von der Licht und Wärme ausging, die Klarheit der Stimme spiegelte sich in gleicher Weise in dem Gesicht der Gestalt, Josef empfand vor allem dieses seltsame, warme Gefühl, das auf ihn zuströmte und das ihn immer stärker erfasste.
"Josef, bitte gehe nicht!"
Woher wusste die merkwürdige Gestalt von seinen Plänen, er hatte keinen einzigen Menschen in seine Absichten eingeweiht, die Gegend alsbald zu verlassen und einen Neuanfang zu wagen. Was wollte diese Gestalt von ihm, was ging hier vor sich?
"Josef, habe keine Angst. Du kannst mir vertrauen. Ich kenne deine Gedanken und ich kann dich gut verstehen. Ich bin da um dir zu erklären, was gerade geschieht."
Und die Gestalt erzählte Josef von der bevorstehenden Geburt des Kindes, das Frieden in die Welt bringen würde. Das sich nun erfüllen sollte, was verkündet wurde und die Menschen so sehnlichst erwarteten, den Anbruch des Reiches Gottes bei den Menschen, endlich, aber doch so anders, wie sie es eigentlich erwarteten. Josef lauschte den Worten der Gestalt sehr aufmerksam und doch waren nicht alle seine Fragen ausgeräumt, er war ein gläubiger Mensch, der vieles für möglich hielt, und dennoch brannte ein Zweifel in seinem Inneren, eine Frage blieb. Er dachte kurz darüber nach, ob es angemessen sein würde, seine Stimme zu erheben, aber da die Gestalt augenscheinlich bereits seine Gedanken kannte, öffnete er langsam seinen Mund und sprach:
"Warum ich?"
"Weißt du, Josef, Gottes Reich bricht bei den Menschen an, die sich etwas von dem Ursprünglichen bewahrt haben, die neben dem Glauben auch den Zweifel in sich tragen. Menschen wie Du, denen es wichtig ist, die richtigen Dinge zu tun. Menschen, denen es nicht darum geht, im Rampenlicht zu stehen, sondern die durch Ihr Leben ganz leise zum Segen für andere werden."
Josef nickte.
So kam es, das Josef Maria dennoch zur Frau nahm, das Kind, das nicht von ihm stammte, als sein eigenes annahm, diesem Kind den Namen Jesus gab, so wie es die Gestalt ihm aufgetragen hatte.
Es ist bemerkenswert, das von Josef, ohne den die Weihnachtsgeschichte so nicht möglich gewesen wäre, nicht ein einziges, gesprochenes Wort in der Bibel überliefert wurde. Er steht damit in einer Reihe mit den Hirten, denen als einfache und ehrliche Menschen, Gott zuerst begegnet. Josef mag wirklich ein leiser Mensch gewesen sein, nicht auffällig, aber durch seinen Glauben so wichtig.
Weihnachten 2015
Stufen
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf´um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch in einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegensenden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden ...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
(Hermann Hesse)
Bumerang
War einmal ein Bumerang;
War ein Weniges zu lang.
Bumerang flog ein Stück,
Aber kam nicht mehr zurück.
Publikum - noch stundenlang -
Wartete auf Bumerang.
(Joachim Ringelnatz)
Am Ende stellt sich die Frage:
Was hast du aus deinem Leben gemacht?
Was du dann wünschst, getan zu haben, das tue jetzt.
(Erasmus von Rotterdam)